Traunseelaw Rechtstipp

ARTIKEL OÖ NACHRICHTEN VOM 31.03.2023

Am Landesgericht Wels fiel diese Woche ein Urteil, auf das die Bevölkerung in Gmunden seit Jahren mit Spannung gewartet hatte. Es geht um einen umstrittenen Immobilien-Deal im Jahr 2019. Damals erwarb die Altmünsterer Maximilianhof Immobilien GmbH für 750.000 Euro eine ehemalige Pension am Gmundner Traunsee-Ufer samt Bootshaus von Gertrude Neuwirth (83). Kritiker behaupten, die betagte Dame sei dabei über den Tisch gezogen worden. Die Immobilie in der Traunsteinstraße sei ein Vielfaches wert. Doch laut Gericht wird Maximilianhof das Schnäppchen ohnehin wieder zurückgeben müssen: Weil die 83-Jährige „geschäftsunfähig" war, seien alle Kaufverträge null und nichtig, heißt es im Urteil.

Neuwirth war 2019 bereits eine verwirrte alte Frau. Sie verwechselte Euro und Schilling und erkannte manchmal die eigenen Kinder nicht mehr. Bei einem der Kaufverträge gab sie mit zittriger Handschrift den „33. Mai 1936" als ihren Geburtstag an. In einem anderen Vertrag gab sie als Geburtsjahr „1963" an. Drei Jahre nach der Vertragsunterzeichnung starb sie. Ihre Tochter Martina Dimas setzte ihren juristischen Kampf fort.

Ihre Rechtsvertretung, die Gmundner Anwaltskanzlei Mizelli Gruber, beauftragte einen Gutachter, der den wahren Wert der Immobilie auf einen Betrag zwischen 3,5 und 4 Millionen einschätzte. Vor allem aber die mentale Verfassung der alten Dame zum Zeitpunkt des Hausverkaufes wurde von Experten begutachtet. Sie erklären, dass Neuwirth bereits 2019 „geschäftsunfähig“ gewesen sei. Dieser Umstand führte zum Urteil.

Der Richterspruch ist noch nicht rechtskräftig. Auf OÖN-Anfrage erklärte Maximilianhof gestern, dass man sich „zu laufenden Verfahren nicht äußern" wolle. Zugleich kündigte die Geschäftsführung die Berufung an.

Christoph Mizelli, der Rechtsanwalt von Martina Dimas, sieht der Berufung gelassen entgegen. „Die Sach- und Rechtslage ist eindeutig", sagt er. Sobald das Urteil rechtskräftig ist, wird Martina Dimas die 750.000 Euro zurückzahlen. „Ich bin froh, dass es doch noch Gerechtigkeit gibt", sagt sie. "Ich freue mich vor allem aber für meine Mutter. Sie hat mit meinem Vater ihr Leben lang für dieses Haus gearbeitet."